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Foto der Performance "Mini View": Xiao Ke unterwegs mit Kleiderständer, im Hintergrund die Skyline Shanghais © Zhou Zi Han

"Xiao Ke x Zi Han: Mini View" in Shanghai

KunstFestSpiele 2015

Theaterland China

Aus China verschwanden in den letzten 30 Jahren fünf Millionen Dörfer, 300 weitere werden täglich planiert als Freiraum für Investition und Bodenspekulation. Einher mit solch materiellen Verheerungen des chinesischen Turbokapitalismus geht auch die Auslöschung eines gewaltigen immateriellen Kulturerbes.

350 unabhängige und regional eigenständige Theaterformen zählte das Land noch vor 50 Jahren. In historisierender Weise unterstützt der chinesische Staat heute noch einige von ihnen, aber selbst der Peking-Oper, die eine der jüngsten bleibt und sich aufgrund ihrer zirkushaften Opulenz am besten für den Westexport eignet, hat beim chinesischen Publikum längst das Disney-Musical den Rang abgelaufen.

In dieser Situation haben wagemutige Theaterkünstler damit begonnen, ihr Augenmerk zurück auf die Tradition zu richten – nicht um sie in alter Form zu bewahren, sondern um aus ihr die Wurzeln einer eigenständigen Avantgarde zu entwickeln, mit der sie sich zur Wehr setzen gegen die Vereinnahmung durch die westliche Kultur des Konsumismus und die Auslöschung sozialer Standards.

Gut zwei Generationen trennen die beiden Künstler, die wir mit ihren Arbeiten zu den KunstFestSpielen Herrenhausen eingeladen haben, Danny Yung (*1943) aus Hongkong und Xiao Ke (*1979) aus Shanghai, und Welten trennen noch immer das Shanghai des chinesischen Festlands von einem Hongkong, dem unter britischer Herrschaft die maoistische Kulturrevolution erspart blieb und in dem manches an kultureller chinesischer Tradition heute lebendiger ist als auf dem Festland. Höchst unterschiedlich sind deshalb die Wege, gemeinsam ist ihnen das Ziel.